Störche in Großbardau
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Hier fließt Energie aus Grimma! Diese Kamera wurde von den Stadtwerken Grimma GmbH finanziert. Lesen Sie weiter unten auf dieser Seite immer den aktuellen Bericht zu den Storchenaktivitäten.
2020 haben die Stadtwerke Grimma GmbH den Storchenmast für die Kita Parthenzwerge Großbardau mitorganisiert. Es gibt ca. 400 Storchenpaare in ganz Sachsen, und zwei davon direkt bei uns in unmittelbarer Nähe, Großbardau. Seit 2021 hängt nun auch eine Storchenkamera an einem Gebäude, gegenüber des Storchenmastes. Auf ca. 10m Höhe und ca. 50 m Entfernung bietet unsere Storchenkamera rund um die Uhr einen direkten Blick ins Nest. Seien auch Sie live dabei, wenn die Großbardauer Störche Ihren Nachwuchs aufziehen.
Vom Frühjahr bis zum Spätsommer werden wir den Störchen bei der Aufzucht ihrer Jungen zuschauen können, dann machen sie sich auf den Weg Richtung Süden.
Das Storchenpaar „Emily und Paul"
Die Kinder der Kita Parthenzwerge haben die Namen für die beiden Störche ausgesucht. Emily ist 2018 geschlüpft und war 2021 drei Jahre alt, stammt aus Kemberg und trägt einen Ring. Über Paul ist leider (noch) nicht so viel bekannt, da er keinen Ring trägt.
Chronik 2022 - der erste Original Großbardauer (Jung)storch
Anfang März 2022 erreichte uns die ersten Nachrichten von einem Storch der über den Großbardauer Mast flog. Am 3. März stattete ein Altvogel dem Nest eine kurze Stippvisite ab, knapp 3 Wochen später kam der Storch mit Nistmaterial im Schnabel wieder und fing direkt an das Nest auszubessern. Höchstwahrscheinlich war es Paul, da er keinen Ring trägt, kann dies aber nicht mit absoluter Gewissheit gesagt werden.
Ab dem 6.4. 2022 wurde das Nest dauerhaft wieder von einem Altstorch bezogen, kurze Zeit später folgte die Partnerin. Somit wurde das Nest deutlich früher wiederbezogen als im Vorjahr, vermutlich aufgrund des sehr milden Winters. Bei zahlreichen Zugvögeln konnte dieses Jahr eine zeitigere Rückkehr beobachten werden.
Ab dem 10. April waren konstant zwei turtelnde Störche auf dem Nest zu sehen, die sich gegenseitig die Federn putzten, einander mit dem typischen Geklapper besuchten und gemeinsam das Nest ausbessern. Auch die Kinder der Kita sind seit Anfang April wieder besonders leise und umsichtig auf dem Aussengelände um "ihre" Störche nicht zu verschrecken.
14.April 2022 - Gründonnerstag - ein fremder Storch umkreiste neugierig den Horst, während Emily und Paul beide auf dem Horst waren. Nach wenigen Umkreisungen erhob sich Paul ebenso in die Lüfte um sein Revier zu verteidigen.
Von Anfang bis Mitte April fanden zahlreiche Verpaarungen zwischen Emily und Paul statt. Der "fremde" Storch lies sich immermal wieder in der Nähe des Mastes blicken, allerdings ohne wirklich anzugreifen und lies sich bereits durch minimalen Aufwand von "Paul und Emily" vertreiben. Ab Ende April fing Emily an zu Sitzen und zu Brüten.
Von zunächst drei geschlüpften Küken konnte leider nur eines durchgebracht werden ( Stand 6.7.2022). Aufgrund der extremen Trockenheit in Nordsachsen herrscht Nahrungsmangel, vor allem bei den Amphibien ist ein besorgniserregender Rückgang zu verzeichnen. Das lässt sich nicht nur bei unseren Störchen beobachten, sondern bei zahlreichen verschiedenen Tierarten. In den umliegenden Gemeinden, die ebenfalls bezogene Storchenmaste haben, sind dieses Jahr starke Verluste zu verzeichnen. Küken werden aufgegeben, Altstörche verunglücken tödlich, da sie sich aufgrund der enormen Hitze und Nahrungsmangel ebenfalls in schwierige Situationen bringen müssen. Rücksichtslose Autofahrer sowie Starkstrommasten sind besonders gefährlich.
Der Jungstorch wurde am 23.6. beringt ( siehe auch in unseren Aktuellen Meldungen den ausführlichen Bericht).
Anfang und Mitte Juni zieht vereinzelt ein Milan enge Kreise um den Horst und scheint ernsthafte Versuche zu unternehmen, den 1,5kg schweren Jungstorch erbeuten zu wollen. Gottseidank ist Emily dieses Jahr aber voll und ganz in ihrer Mutterrolle aufgegangen, schafft abwechselnd mit Paul Futter an, verteidigt ihr Junges vor dem Milan und spendet Schatten an den besonders heißen Tagen.
Aktuell rechnen wir damit, dass der Jungstorch noch bis mind. Ende Juli im Nest bleiben wird. Die Zeit wird er zum Wachsen nutzen, aber auch vermehrt rumhopsen, seine Flügel ausbreiten und irgendwann auch seine erste Flugversuche machen. Wir hoffen, dass Großbardau dieses Jahr von einem Drama verschont wird und "Schnäbelchen" ausfliegen kann.
Chronik 2021 - Der Storchenkrimi zu Großbardau
Frau Riedel, Leiterin der Kita, und die Regionalbetreuer der Seite sachsenstorch, waren so freundlich uns die bisherige "Chronik der Störche" bereit zu stellen.
Bereits Mitte März diesen Jahres konnten die Kinder und Erzieherinnen unserer Kita einen Storch bei der Nestkontrolle beobachten.
Dieser inspizierte den Horst mehrere Tage. Am 19.04. besuchte dieser morgens allein das Nest, am Nachmittag war der Partner oder die Partnerin eingetroffen.
Am 22.04. kam ein dritter Storch dazu, nun gab es die ersten Kämpfe ums Nest. Die beiden Erstankömmlinge konnten sich durchsetzen und vertrieben den Eindringling erfolgreich.
Der Eindringling ist aber bis zum heutigen Tag in der Nähe. Einer unserer Störche vertreibt ihn jedoch bereits in der Luft, bevor er sich dem Nest wieder nähern kann.
© Annett Riedel - Kita Parthenzwerge © Annett Riedel - Kita Parthenzwerge
In der Brutzeit dann das große Hoffen. Werden Eier gelegt? Alle Kinder und auch die Erzieherinnen sind aufgeregt. Jeder schaut bei seiner Ankunft morgens im Kindergarten, ob die Störche noch auf dem Nest sind. Die Kinder versuchen draußen im Spielgarten besonders leise zu sein, damit die Störche nicht wieder wegfliegen.
Die Kinder wurden belohnt; Anfang Juni sind drei Jungtiere geschlüpft.
Am Wochenende vom 18.-20. Juni 2021 gab es extreme Hitze, mit Temperaturen deutlich über 30°C und tropischen Nächten. Am 19.6. hielt eines der drei Jungvögel diese Hitze nicht mehr aus und verstarb. Am darauffolgenden Tag warf einer der Altvögel das zweite Jungtier aus dem Nest. Vermutlich ist auch dies mit der extremen Hitze verbunden.
Am 23.6. erhielten wir die Nachricht, dass der weibliche Storch seit dem Wochenende nicht mehr zum Nest zurückgekommen ist. Storchenvater Paul wärmte und huderte das verbliebene Jungtier zunächst, fütterte aber die ersten Tage nicht. Es wurde gemutmaßt, dass er das Storchenjunge aufgrund von Raubvögeln eventuell nicht alleine lassen wollte. Eine Palette mit Futter wurde in unmittelbare Nähe des Horstes aufgestellt, um Paul bei der Nahrungssuche zu unterstützen. Diese wurde nicht angenommen, aber der Storch fand dennoch Futter, vermutlich Mistwürmer. Alle beteiligten Akteure drückten die Daumen dass der verbliebene Altvogel die Aufzucht und Versorgung alleine schafft. Der Jungvogel sollte auch bald groß und vor allem schwer genug sein, dass Greifvögel keine Gefahr mehr sind.
Laut Regionalbetreuer Uwe Seidel ist „Emily“ noch ganz jung. Es sei wohl nicht unüblich, dass bei der ersten Brut und Aufzucht nicht alles reibungslos verläuft. Das junge Alter könnte ein Grund für das Rauswerfen des Jungvogels und der „Auszeit“ vom Mutter-Dasein sein.
Am 28. Juni kam die erlösende Nachricht! Die Störchin „Emily“ wurde in Cavertitz gesichtet. Sie hatte sich für einige Tage einem sogenannten „Nichtbrüter-Trupp“ angeschlossen.
Am 29. Juni kehrte die Störchin unerwartet zum Nest zurück. Das letzte verbliebene leibliche Nesthäkchen war zu diesem Zeitpunkt bereits an Aspergilose erkrankt und arg geschwächt. Wenige Tage später verstarb leider auch dieses. Eine mutige Idee wurde von den ehrenamtlichen Storchenfreunden und Regionalbetreuern umgesetzt: Zwei verwaiste Jungstörche sollten den Altvögeln ins Nest gesetzt werden umso gleichzeitig den Brut-und Futtertrieb von Emily und Paul zu erhalten. Zwei Jungstörche wurden kurzerhand aus Loburg geholt, wo man bereits gute Erfahrung mit der Adoption von Störchen gemacht hatte und kurze Zeit später ins Nest gesetzt. Dieses wurde auch direkt gereinigt. Am frühen Nachmittag nach Einsatz der Adoptiv-Kinder erschienen beide Altvögel mit Futter am Nest.
Die Waisenkinder ziehen ins neue Nest und werden von ihren neuen Eltern begrüßt und angenommen.© Klaus Döge
Die beiden Altvögel Emily und Paul und die beiden neuen Nestlinge sind erfolgreich zu einer Patchworkfamilie zusammengewachsen. Die Jungstörche wurden akzeptiert, und beide Elternteile füttern regelmäßig.
Der frühe Vogel fängt den Wurm - in diesem Fall eher eine Maus oder einen Frosch. Papa Paul bringt reichhaltiges Frühstück für seinen Nachwuchs.© Klaus Döge
Am 2.7.2021 kam es erneut zu einer kritischen Situation. Das Nest wurde in Abwesenheit der beiden Altvögel von zwei unberingten fremden Störchen attackiert. Einer der beiden Jungstörche ist jedoch recht frech und setzte sich erfolgreich zur Wehr.
Zwei fremde Altstörche fliegen auf den Storchenmast zu und greifen die jungen Störche an. Vermutlich handelt es sich um die Störchin mit der sich "Paul" im Vorjahr gepaart hatte. Eines der beiden Adoptivkinder setzt sich jedoch erfolgreich zur Wehr und vertreibt mit mutigen Schnabelhieben erst den Einen und dann den Anderen Angreifer.© Klaus Döge
Regionalbetreuer Uwe Seidel mutmaßt, dass einer der beiden angreifenden Störche die Ex-Partnerin von Paul ist. 2020 brütete diese gemeinsam mit Paul und wurde dieses Frühjahr durch Emily, die ursprünglich aus Kemberg stammt, verdrängt. Entgegen des landläufigen Glaubens sind Störche nämlich nur ihrem Nest, aber nicht zwingend ihrem Partner treu. Wie so oft im Leben, ist entscheidend, wer zuerst an Ort und Stelle ist.
Herzlichen Dank für die Umsetzung und Beteiligung an diesem Herzensprojekt an Frau Annett Riedel, Herr Uwe Seidel und besonders Herr Klaus Döge, ohne deren Einsatz die Storchenkamera nicht möglich gewesen wäre. Ebenfalls bedanken wir uns für die Unterstützung und gute Zusammenarbeit beim Bauhof Grimma und der Stadt Grimma.
Weiterführende Links
Wer noch mehr über Störche wissen will, sollte sich unbedingt auf folgenden Seiten umschauen:
Mehr Wissenswertes über Störche und weitere Nestkameras finden Sie auch unter www.sachsenstorch.de
Die Seite sachsenstorch wird von den Regionalbetreuern Uwe Seidel und Klaus Döge betrieben. Dort finden Sie nicht nur detailierte Berichte zu einzelnen Arbeitseinsätzen und Storchennestern sondern auch noch viele weitere Live-Kameras.
Allgemeiner Steckbrief und Tipps zum Artenschutz:
Und auch der MDR berichtet nicht nur regelmäßig zu Störchen unserer Region, sondern sammelt auch Fakten, bspw wie unsere Störche vom Klimawandel betroffen sind. Störche MDR
Dokumente
LVZ_Störche in Großbardau (361 kB) |